Spurentunnel-Erhebungen

Um verifizieren, ob unsere Lebensraumanalyse die Realität wiederspiegelt haben wir eine studentische Arbeit in unter der Obhut der Forschungsgruppe Wildtiermangagement lancieren können. Inga Laas Prüft mittels Spurentunnel, ob die Tiere tatsächlich dort vorkommen, wo wir sie vermuten.

Mit Spurentunnel werden Trittsiegel von Kleinsäugern erfasst. Dabei laufen die Tiere durch einen ca. 1m langen Holztunnel, in dessen Mitte ein Tintenkissen integriert ist, und hinterlassen so auf einem Papier ihre Spuren. Diese Methode ist spannend und wichtig für das Monitoring von Kleinsäugern. In den Monaten April bis Juni 2015 wurden im Rahmen einer Arbeit an der Semesterarbeit 49 Spurenfallen in der Region Wädenswil/Richterswil auslegen. Dabei halfen zahlreiche freiwilligen mit, wöchtentlich die Spurentunnel zu prüfen. Die Kontrolle beinhaltete:

  1. noch ausreichend Tinte im Spurenkissen ist
  2. das Spurenpapier wechseln und mir schicken (ich übernehme natürlich das Porto)
  3. ob die Falle intakt und ihr Standort sicher/ ungestört/ optimal ist.

Rückblick Woche 1

Nun ist die erste Woche des Versuchs um und es liegen wundervolle Frühlingstage hinter uns. Auch wenn bisher noch kein Hermelin unsere Tunnel besucht hat, sind wir doch überrascht, wie beliebt die Tunnel sind. Das scheint ganz besonders auf die Nagetiere zuzutreffen: so sehen einige Spurenblätter aus als hätte es Tinte geregnet: überall kleine Sprenkel. Auf ersten Blick ein völliges Chaos ohne eine Spur von Spur ;-). Da war wohl eine ganze Mausefamilie am Werk, was der Mäusedreck im Tunnel nur bestätigt. Leider ist es kaum möglich zu sagen, welche Art von Maus hier am Werk war, wir vermuten aber aufgrund der sehr kleinen Spuren, dass es eine Art aus der Familie der Spitzmäuse war, die übrigens zu den Insektenfresser gezählt werden.

Ein Tunnel hat mit aufregend “haarigen” Spuren überrascht - zuerst dachten wir an eine etwas verschmierte Katzenspur. Aber warum waren dort noch so viele feine Abdrücke zwischen den Ballen…? Die Fauna Helvetica gibt Aufschluss: Der Baummarder hinterlässt nicht nur einen Pfotenabdruck, sein Zehenfell kommt auch noch gleich mit auf den Stempel. Ein wichtiges Merkmal, was ihn auch von seinem Artbruder, dem Steinmarder unterscheidet. Nunja, kalte Füsse bekommt er sicher nicht. Möglicherweise ist uns also ein Baummarder auf die Tinte gegange. Eine genauere Diagnose braucht noch etwas mehr Zeit..

Die meisten von Euch haben so niedliche, nicht ganz so kleine Spuren entdeckt und es wurde schon die Hoffnung laut, ob das wohl ein Hermelin sein möge…Dafür sind sie jedoch zu klein. Wer mag, kann sich beim nächsten Einsammeln mal mithilfe der beigelegten Spurensammlung in der hohen Kunst des Spurenlesens versuchen!

Die letzte Woche war von wechselhaften bis regnerischen Tagen durchzogen, bis der Sonntag schliesslich seinem Namen alle Ehre machte und die Sonne rauslockte. Seither geht’s rund im Tunnelprojekt: Tunnel 11 und 17 dürfen doch tatsächlich mit HERMELINSPUREN aufwarten!Anscheinend ist uns hier das Tier “auf die Tinte gegangen”, welches just in dieser Region schon gesichtet wurde! Wir hoffen, es findet auch diese Woche Gefallen dran, den Tunnel zu besuchen…?!

Apropo Sichtung: Reiter berichteten, in der näheren Umgebung von Tunnel 5, 8 und 10 ein Hermelin gesichtet zu haben - es leibt also spannend!

Manche berichten von “Vandalismus” an den Spurenpapieren. Die Blätter liegen nicht mehr an ihrem Platz, sondern einige Meter vom Tunnel entfernt. Weil die Paten die Papiere trotzdem eingesammelt und geschickt haben (Danke dafür!), konnte ich es mir mal genauer anschauen. Und wenn man ganz genau hinsieht, bemerkt man eine leichte Spur von Schimmer…- ja genau! Schneckenschleim. Auch Weichtiere hinterlassen Spuren. Nicht zu wenig sogar. Eine Rückfrage bei den Experten ergab: Schnecken fressen durchaus die Spurenpapiere an. Anscheinend war hier eine Schnecke auf der Suche nach Ballaststoffen für eine angeregte Verdauung. Bon Appetit! Hoffen wir nur, dass ihr das mit Tannin getränkte Papier gut bekommen ist! Ich denke, für die Verschleppung vom Papier sind Wind und Wetter verantwortlich.

Wollen wir zeigen, dass wir da waren, drücken wir den “like-Button” bei Facebook, ritzen unseren Namen in die Parkbank (ja, ich weiss, das ist auch eine Form von Vandalismus ;-) oder schreiben ganz einfach eine Notiz “ich war hier”. Aber manche machen`s anders: Sie erledigen ihr Geschäft an Ort und Stelle - z.B. auf dem Dach von Tunnel 31. Das “Ich war hier” wird somit zu einer unverkennbaren Geruchsprobe :-). Danke an den Tunnelpaten, dass er sich nicht gescheut hat, die Losung mit einzupacken. Leider kann ich keine genaue Kotanalyse liefern, da zum einen der Geruch zu stark von dem des Tintenbeutels übertüncht wird zum anderen die Ressourcen fehlen. Da der Kot jedoch nicht so stark strukturiert ist wie beim Iltis, an erhöhter Stelle platziert, wie der Steinmarder es gerne tut und Haare enthält wie es beim Baummarder vorkommt, tippe ich mal vage auf eine Losung der Marderartigen. Verstärkt wird die These dadurch, dass Tunnel 30, der in Laufweite liegt, schon von einem Steinmarder besucht wurde. :-)

Viele von Euch entdecken Spuren mit 4-5 um einen Hauptballen fächerförmig angeordneten Abdrücken oder mit 33 vor dem Hauptballen und 2 seitlich des Hauptballens sitzenden Abdrücken. Bei diesen Spuren handelt es sich eigentlich immer um Insektenfresser (Spitzmäuse) und/oder Nagetiere. Wer seinen Tunnel im Wald hat, und solche Spuren trifft, darf davon ausgehen, dass die männliche Waldmaus mit ihren riesigen Pranken (und die hat sie relativ gesehen wirklich! 2cm!) die Lage im Tunnel abgecheckt hat.

Am Samstag ist Frühlingsmarkt in Richterswil - wir sind auch da und stellen ein paar von den Spurenpapieren und noch viel mehr vor. Kommt doch auch!

Rückblick Woche 3

Der April war ja noch nie ein ruhiger Monat - deswegen hats diese Woche etwas länger gedauert. Den Spuren tut das aber keinen Abbruch :-) Es wird weiterhin fleissig geforscht - und das nicht nur von meiner Seite - was es da draussen “so gibt”. Auch diese Woche wechseln sich Hermelin (Tunnel ) und Maus (Tunnel , das sogar unbestritten da sogar Kot- UND Frassprobe beigelegt wurden - Ihr seid so super!) …ab im Tunnel erkunden.

Der starke Regen der letzten Woche führt bei manchen Tunneln zu einem förmlichen aufquellen der Tinte. Das ist nicht besorgniserregend, sondern normal. Die Zusammensetzung der Tinte soll genau dies bewirken und so Austrocknen vermeiden. Deswegen - bitte seid bei starkem Niederschlag lieber sparsam mit dem Nachfülllen der Tinte…Bei manchen hat es sogar die Papiere “versaut”. Das ist erstmal nicht so schlimm, so lange nicht das ganze Papier schwarz angelaufen ist. Einfach mal abwarten, ob und wie weit es sich nach einer Woche abgetrocknet hat.

Letzte Woche waren wir auf dem Frühlingsmarkt in Richterswil und das Interesse an unserem Projekt war richtig gross! Das ist schön und ehrlich gesagt, hatte ich nicht so recht damit gerechnet…

Manch einer macht sich etwas Sorgen, dass bei ihm keine oder nur wenige Spuren oder eben einfach keine Hermelinspuren nachzuweisen sind. Don´t worry: Ihr macht alles richtig, wenn Abdrücke sich beim Probetest gut erkennen lassen. Nur ist es leider nun mal so, dass die lieben Tiere nicht immer dort sind, wo wir sie haben wollen ;-)

Ferner stehen nicht alle Tunnel an den Standorten, wo man Hermeline erwarten würde, denn es wäre eine sehr einseitige Untersuchung, nur zu beproben, wo man schon Hermeline gesehen hat… Es heisst also Geduld, Geduld, Geduld…Und vielleicht schicken die schlauen Wiesel auch erstmal die Mäuse zur Erkundung vor. Eine Strategie, die man übrigens bei den Wildschweinen auch schon beobachtet hat: Die schicken nur nicht die Mäuse aufs Feld, sondern ihre jüngeren Angehörigen der Rotte. Das Leben im Wald ist hart….

Wenn man jetzt mal anschaut, wie wenig Wieselnachweise so insgesamt auf die Tunnel zusammengekommen sind, kann man sich erst recht nicht vorstellen, dass Mauswiesel und Hermelin vor einigen Jahrhunderten im Schweizer Mittelland so verbreitet waren, dass sie anscheinend so allgegenwärtig waren, wie die Hauskatzen auf den Bauernhöfen. Als ich das gelesen habe, ist mir wieder einmal klar geworden, was eine tiefgreifende Veränderung der Landschaft sich in den letzten Jahrhunderten hier vollzogen haben muss. Hermelin und Wiesel und auch dem Iltis fehlt es an Strukturen in der Landschaft, in denen sie sich verstecken, ausruhen Schutz und Nahrung suchen können.

Ich hoffe sehr, wir finden mit unserem Versuch Anreize auch unsere Kulturlandschaft im Zürcher Ober-/Unterland wieder attraktiv zu machen…
Einen guten Start in die Woche und bis bald!

Rückblick Woche 4/5

während der Regen wieder lauter wird, war es ganz still um das Tunnel-Projekt.

Dafür macht sich ein riesiger Berg Spurenpapiere breit - Danke wieder mal für das fleissige Sammeln! Manche haben sich gefragt, ob die Regenflecken schlimm sind: Aber nein, die machen gar nichts …
Der starke Regen führt allerdings zu einem Verziehen der Tunnel - manche Spurenbrettchen sind nur noch sehr schwer raus zu ziehen. Das tut mir leid und damit das Wechseln der Brettchen nun nicht jedes Mal ein Kraftakt ist, bitte ich diejenigen, bei denen es zu mühsam wird, sich schnell bei mir zu melden. Ich werde dann versuchen, das Brettli für die letzten Wochen noch anzupassen. Ist kein Problem, bitte einfach nur melden. Ganz herzlichen Dank!

Es gibt leider Spurenmässig nicht soo viel zu bereichten. Es scheint, dass der Regen den Kleinraubtieren den Garaus macht. Immerhin ein Hermelin hat ganz galant und wirklich elegant seine Abdrücke in Tunnel 32 hinterlassen. Das ist schon bilderbuchmässig - wo es das wohl gelernt hat ;-) Überhaupt ist es auffällig, das bei gutem Wetter mehr zu finden ist als bei schlechtem Wetter - da ähneln wir Schweizer Säugetiere uns schon sehr (ausgenommen der Alpinbewohner…) ;-) Manch einer findet sein Papier am Rand angenagt vor, von Schneckenschleim aber keine Spur…vielleicht ist da auch einfach nur Neugier im Spiel….?

Die nächsten Tage werden wieder ganz grau und regnerisch. Das Papier wird wieder als Ballaststoffe der Schnecken dienen und mancher Tunnelgang wird vielleicht etwas mühsam.
Ich hoffe auf ganz schnell wieder ganz gutes Wetter und Danke Euch schonmal im Vorab.